CDV Cup-Station Gahlen: Von jungen Hüpfern und alten Hasen
„Mein Job ist es nicht, als Fallensteller aufzutreten. Ich will so bauen, dass Reiter und Pferd mit einem guten Gefühl ins Ziel kommen!“ So fasst Hans-Friedrich Nagel – Ehrenvorsitzender des CDV mit 30 Jahren Erfahrung im Vielseitigkeitssattel – seine Überlegungen zu seiner Rolle als Parcourschef von Geländeprüfungen zusammen. Auch bei der CDV Cup-Etappe in Gahlen im Geländepark Hardtberg war Nagel verantwortlich. Sein Konzept ist offensichtlich aufgegangen. Das zeigen die Fakten – drei folgenlose Stürze bei 220 Starts in allen Prüfungen – und auch die Reaktionen der Teilnehmer. Dabei war Nagel selbst überzeugt, die Anforderungen in der VL seien „an der oberen Grenze“ gewesen. Nur drei Reiter kamen ohne Zeitfehler ins Ziel.
Dies sei aber auch den nach ausgiebigen Regenfällen widrigen Bodenverhältnissen geschuldet gewesen, ist sich die Siegerin der CDV Cup-Qualifikation sicher, die 22-jährige Judith Hölscher. „Ich hatte zuerst ein wenig Bedenken, weil mein Pferd schnell unsicher wird, wenn der Boden rutschig ist“, gibt sie zu. Ihr Pferd, das ist der achtjährige Westfale Raskadero, ein Rascalino-Natiello xx-Sohn, den sie selbst ausgebildet hat. Einst war er quasi ihr Berittpferd und als er verkauft werden sollte, ergriff sie die Gelegenheit beim Schopf. Die beiden haben sich gemeinsam nach vorne gearbeitet. Vorher war die angehende BWL-Studentin zwar mit ihrem Pony in A-Vielseitigkeiten unterwegs, aber weiter eben noch nicht. Mit Raskadero ist sie in dieser Saison erstmals auf L-Niveau gestartet. Ihre bisherige Bilanz: vier Starts, drei Siege, eine Platzierung – und letzteres war eine Ein-Sterne-Prüfung. Hut ab! Die Stärken ihres Pferdes beschreibt Hölscher so: „Er ist unglaublich ehrlich und zuverlässig. Außerdem ist er ein richtiges Turnierpferd. Da ist er immer hundertprozentig dabei und voll bei der Sache. Im Training muss ich ihn hingegen schon mal etwas bitten.“ Geübt wird unter der Anleitung vom einstigen Bundestrainer Vielseitigkeit, Martin Plewa. Regelmäßig fährt Judith Hölscher zu ihm an die Westfälische Reit- und Fahrschule um sich Tipps zu holen. Eine fruchtbare Zusammenarbeit, wie sich jetzt in Gahlen wieder gezeigt hat. In der Dressur hatten sie mit 44,20 Minuspunkten das viertbeste Ergebnis. Nach fehlerfreiem Springen kamen lediglich Zeitfehler im Gelände hinzu, so dass unter dem Strich 47,8 Minuspunkte standen. Das bedeutete den Sieg.
Während die Vielseitigkeit für Judith Hölscher also noch mehr oder weniger Neuland ist, ist der Zweitplatzierte schon seit 1967 im Geschäft und hat schon die Rennbahnen und Wegestrecken von Achselschwang, dem Rodderberg und Luhmühlen gesehen: Helmut Bergendahl. Er saß im Sattel der sechsjährigen Holsteiner Stute Quimby, einem wahr gewordenen Jugendtraum, an den er durch Zufall gekommen ist, wie er sagt. Denn normalerweise werden die Buschpferde bei Bergendahls gezüchtet und nicht gekauft. Früher hätte er gedacht, die Quadrigo-Aljano-Tochter sei viel zu große und schwer für den Busch, gibt Bergendahl zu. „Aber der Sport hat sich geändert und die Stute hat so viel Kampfgeist, dass sie trotzdem schnell gehen kann.“ Außerdem sei sie extrem vermögend. Am Wochenende soll sie ihr erstes M**-Springen gehen. In Gahlen hatte sie allerdings einen Springfehler – „Das konnte ich mir gar nicht erklären! Wahrscheinlich war ihr das Hindernis zu niedrig“, so die Überlegungen ihres Reiters. Der würde sehr gerne mit ihr zum CDV Cup-Finale nach Gut Waitzrodt fahren, weiß aber noch nicht, ob er daheim abkömmlich ist. Das muss er mit seinem Sohn Arne besprechen, der sowohl was die Sport- als auch die Zuchtbegeisterung angeht, in die Fußstapfen des Vaters tritt („Das ist genauso ein Verrückter wie ich!“). Der reitet das Wochenende danach mehrere Pferde – Berittpferde und selbst gezogene – auf dem Bundeschampionat. Da könnte man sich ja abwechseln …
Platz drei in der CDV Cup-Wertung von Gahlen ging an die Reiterin, die im vergangenen Jahr beim Finale in Langenhagen einen Sonderehrenpreis für die jüngste Teilnehmerin erhielt: Gesa Staas auf Donja. Ihr Preis damals: ein Lehrgang bei Mannschaftsolympiasieger Peter Thomsen. Den konnte Gesa offensichtlich hervorragend nutzen. Sie war nämlich die einzige Reiterin in ihrer Abteilung, die ohne Zeitfehler aus dem Gelände kam. So beendete sie die Prüfung mit ihrem Dressurergebnis von 60,20 Minuspunkten und wurde insgesamt noch Siebte ihrer Abteilung.
Die CDV Cup-Platzierten aus Gahlen im Überblick:
- Judith Hölscher, Raskadero
- Helmut Bergendahl, Quimby
- Gesa Staas, Donja
- Elisa Abeck, Fine Time
- Jessica Mende, Evita KN
- Valentina Arndt, Enchanted Ruby
- Frederike Weitkamp (die einst Sleep Late von Ingrid übernommen hatte)
- Charlene Olschowka, Diamond’s Future
- Christoph Sagebaum, Sligo Oscar
- Anais Neumann, Chocolate Chips