Der 13. CDV Fortbildungskurs „Notfallrettung im Reitsport“ findet im hessischen Lauterbach im Rahmen der Deutschen Meisterschaften Pony statt. Der ganztägige Kurs richtet sich an Ärzte und Rettungsdienstmitarbeiter, die ihre spezifischen Kenntnisse im Reitsport vertiefen wollen. Die Kosten betragen 150 Euro inklusive Handbuch und FN Lehrvideo. Anmeldungen und weitere Informationen bitte an E-Mail: nicolesollorz@me.com.
Mit der Neuerung des §40 der LPO ist bereits seit dem 1.1.2013 bei Gelände-Leistungsprüfungen die Anwesenheit eines Arztes mit Erfahrung in der Versorgung schwererer Verletzungen vorgeschrieben. Obwohl in der Traumaversorgung erfahrene Notärzte mit Kenntnissen über den Reitsport hierfür am besten geeignet erscheinen, stehen diese häufig nur für die Betreuung größerer und/oder internationaler Veranstaltungen zur Verfügung. Daher werden nicht selten ärztliche Kollegen ohne oder mit nur geringer Rettungsdiensterfahrung gebeten, dem lokalen Reitverein einen Freundschaftsdienst zu erweisen und die medizinische Betreuung einer Geländeprüfung zu übernehmen.
Für diese Turnierärzte ist dann guter Rat oft teuer, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Unfälle bei Reitveranstaltungen nicht mit einem gewöhnlichen Verkehrsunfall zu vergleichen sind. Zusätzlich gehen von Pferd und Hindernis häufig noch weitere Gefahren aus. Auch die spezifische Unfallkinetik und die physiologische Reserve bei (Reit)Sportlern stellen das medizinische Team vor besondere Herausforderungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Qualität der vorhandenen sanitätsdienstlichen Versorgung sehr inhomogen sein kann und im Vorfeld nur wenig Zeit zur Vorbereitung für einen turnierärztlichen Einsatz zur Verfügung steht. Die gut organisierte Notfallrettung nimmt bei Reitveranstaltungen daher einen immer höheren Stellenwert ein und ist bei der Versorgung Reitsportverletzter von zentraler Bedeutung. Hiervon sind nicht nur Turnierärzte sondern auch die zuständigen Sanitätsdienste betroffen. Insbesondere was das Niveau der Ausbildung und der vorzuhaltenden medizinischen Ausrüstung betroffen.
Der nunmehr 13. CDV-Spezialkurs vermag es, ein interessantes Kursprogramm durch national und international hochkompetente Referenten im Bereich des Reitsports sowie der Notfall- und Luftrettung zu vermitteln. So besteht das Team der Ausbilder aus erfahrenen Klinikern mit „Stallgeruch“ wie Prof. Norbert Meenen (Sprecher der Hamburger AG für Reitsicherheit), Dr. Manfred Giensch (Mannschaftsarzt des DOKR), Dr. Roger Haunhorst (Verbandsarzt des IGV Rheinland), Dr. Christian Schröter (ehemaliger stv. Leiter des Rettungshubschrauberstützpunktes der Medizinischen Hochschule Hannover) sowie dem Kursdirektor Dr. Patrick Dißmann (langjähriger Turnierarzt der Burghley International Horse Trials CCI****). Nicole Sollorz (1. Vorsitzende des CDV), welche den Spezialkurs 2011 erstmalig ins Leben gerufen hat, sorgt für die Organisation der Fortbildungsveranstaltungen.
Ein ausführliches Handbuch ergänzt die während des Fortbildungskurses vermittelten Lerninhalte systematisch und wurde für die kommenden Kurse komplett überarbeitet. Erstmals bildet dieses Jahr auch ein FN-Lehrfilm zur medizinischen Versorgung auf Reitsportveranstaltungen Teil des Ausbildungspaketes. Das Kursprogramm vermittelt zunächst die organisatorischen und theoretischen Grundlagen. Es geht vor allem darum, die zu beachtenden Vorschriften der Dachverbände (FN und FEI) sowie die für Turnierveranstalter und Offizielle zur Verfügung stehenden Merkblätter zu erläutern. Die organisatorische Vorbereitung auf einen turnierärztlichen Einsatz wird ebenfalls genauestens erklärt. Hierzu zählt insbesondere die Einbindung der deutschen Luftrettung.
Am Tag einer Vielseitigkeitsprüfung sehen sich der Turnierarzt und sein Team besonderen praktischen Herausforderungen gegenüber. So müssen beispielsweise die individualmedizinische Versorgung eines gestürzten Reiters und die zeitnahe Fortsetzung der Prüfung unter einen Hut gebracht werden. Hierfür stellt der CDV-Kurs international erprobte Handlungsalgorithmen sowohl für die Sturzbeurteilung als auch die Behandlung eines potenziell verletzten Reiters vor. Auch die korrekte Kommunikation mit dem Veranstalter und anderen Turnieroffiziellen, z.B. mittels Funkgerät will gelernt sein. Ziel des CDV-Kurses ist es nicht, bereits etablierte Trauma-Managementkurse (ATLS®, PHTLS®, ETC®) zu kopieren. Vielmehr geht es darum, die Erkenntnisse der internationalen Traumaversorgung auf die speziellen Bedürfnisse im Reitsport anzuwenden. So wird besonderes Augenmerk auf häufige Reitsportverletzungsmuster wie Gehirnerschütterung, Thorax- und Beckentrauma sowie Wirbelsäulenverletzungen gelegt. Abgerundet wird der Kurs durch das Erlernen bzw. Vertiefen praktischer Fertigkeiten am Sprung. Wiederum wird davon ausgegangen, dass sich das turnierärztliche Rettungsteam eben nicht in einem gut ausgestatteten Schockraum einer Notaufnahme befindet, sondern an einem Geländehindernis mitten im Feld mit nur limitierten Ressourcen. Der CDV-Kurs vermittelt daher die absolut notwendigen Fertigkeiten zur Abwehr von Lebensgefahr und zur Stabilisierung eines verletzen Reiters sowie die entsprechenden Rettungstechniken aus schwierigem Gelände bis zur Übergabe an den regulären Rettungsdienst oder die Übernahme durch den Rettungshubschrauber. Hierzu zählen die Sicherung der Atemweg, das Kreislaufschockmanagement mit alternativen Gefäßzugängen, die kardiopulmonale Reanimation unter Traumabedingungen aber auch das sichere Entfernen der reiterlichen Schutzkleidung (Helm und Sicherheitsweste) bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung.
Abgerundet wird die Fortbildungsveranstaltung durch die abschließende Simulation einer Geländerettung, während der das zuvor erlernte Wissen und die praktischen Fertigkeiten im Team ungesetzt werden. Der CDV-Spezialkurs lebt essentiell vom Feedback der Teilnehmer. So werden diese im Nachgang gebeten ihre Meinung im Rahmen einer Online-Umfrage an die Veranstalter weiterzuleiten. Die Rückmeldungen der vergangenen Fortbildungen waren durchweg extrem positiv und haben zu einer kontinuierlichen Anpassung des Kurskonzeptes an die Bedürfnisse der Teilnehmer geführt.