09 Sep

PINS oder MIM Safe System, das „verzeihende Hindernis“ steht immer mehr im Fokus nach vielen Stürzen in der Vielseitigkeit. Könnte es zu einem wichtigen Sicherheitsfaktor in der Zukunft werden?

 

Das MIM Safe System kam in einer Hecke auf Gut Waitzrodt im CIC* ertsmals zum Einsatz

Das MIM Safe System kam in einer Hecke auf Gut Waitzrodt im CIC* ertsmals zum Einsatz

Seit längerem werden im Gelände sogenannte „deformierbare“ Hindernisse eingesetzt , um gefährliche Rotational Falls (Überschläge von Pferd und Reiter) zu verhindern. In England setzt man auf Frangible Pins, die beim harten Anschlag des Pferdes brechen und damit einen Absinken der oberen Stange ermöglichen. In Schweden wird seit 2013 das MIM Safe System eingesetzt. Eingebaute Schienen im oberen Teil des Sprunges ermöglichen bei einer Kraft von ca. 300 kg das Abklappen des oberen Sprungelementes nach hinten. Diese Technik scheint insbesondere bei Stürzen durch Anschlagen von vorderer Richtung positiv zu sein. MIM Safe wurde erstmals in diesem Jahr in Aachen von Rüdiger Schwarz bei einigen Sprüngen eingesetzt. Auch beim CDV Cup Finale auf Gut Waitzrodt kam das MIM Safe zum Einsatz und löste nur einmal aus im CIC* als ein Pferd mit der Hinterhand etwas hängen blieb. Das MIM Safe wird für viele verschiedene Hindernistypen angeboten und ist mit rund 150-200 Euro pro Sprung preiswert. Der Wiederaufbau nach einem Auslösen erfolgt innerhalb von ca. 1 Minuten und ist von ein bis zwei Mann machbar. Anders sieht es bei den PINS aus. Da sie in das Hindernis genagelt werden, muss im Falle eines Abrechens erst der alte Pin aus dem Sprung entfernt werden, bevor der neue Pin eingesetzt werden kann. Das erfordert mehr Werkzeug, mehr Hindernispersonal und etwas längere Zeit.
Ob und welches System nun das Bessere ist, kann man wohl (noch) nicht sagen. Fakt ist aber, dass sie zum Teil Stürze deutlich (!) glimpflicher ablaufen lassen. Nicht zuletzt als Emily King in Bishop Burton stürzte an einem Oxer, die Pins auslösten und viel schlimmere Folgen verhindert haben (sie berichtet auf Facebook) . Auch in Burghley gab es am letzten Wochenende zahlreiche Stürze, bei denen Pins auslösten und (vielleicht) schlimmere Bilder verhinderten.
Es gibt aber auch andere Beispiele: In Luhmühlen lösten die Pins an einem Oxer nicht aus. Hier stürzte Georgie Spence an Sprung 5, landete zum Glück „nur“ mit Schlüsselbeinbruch im Krankenhaus. Nun traf es in Burghley Sara Squires an Sprung 19 .  Auch hier lösten die Pins wohl auch nicht aus und ihr Pferd zog sich eine irreparable Verletzung des Hinterbeines zu, so dass es später eingeschläfert werden musste. Bei beiden Sprüngen waren die Pins vorne angebracht. Ein Auslösen der Lins scheint dem Nicht-Fachmann hier eigentlich nur beim hohem Gewicht von oben möglich. Bei harten Aufprall von frontal vorne müssten die Hindernisbalken ja eigentlich nach hinten wegfallen. auf den ersten Blick scheint es, als ob hier das schwedische MIM Safe System vielleicht eine Alternative gewesen oder ein anderer Sprungaufbau (Pins im hinteren Bereich so dass die Oxerstange nach hinten wegfällt) ?
Sicherlich wäre es interessant zum Thema PINS oder MIM Safe die Meinung von international erfolgreichen Kursaufbauern zu hören. Luhmühlen und Burghley hat Captain Marc Phillips gebaut. Leider sind beide Kurse aufgrund zahlreicher schwerer Stürze in diesem Jahr nicht in guter Erinnerung geblieben.
Da stellt sich natürlich auch die Frage, ob die Anforderungen in den Geländekursen die hochqualifizierten Pferde und Reiter tatsächlich noch vor machbare Aufgaben stellt. Auch die Ergebnisse aus Badminton und Frankreich stimmen da nachdenklich.
„Verzeihende Hindernisse“ mittels Pins oder MIM Safe – es sollte in erster Linie sicher die Maßgabe jedes Geländebauers sein, möglichst alle Paare ins Ziel zu bringen. Zeitfehler und Verweigerungen sollten die einzelnen Paare am Ende in der Rangierung auseinanderbringen.
Heute häufen sich immer mehr maximal Abfragen, die ans Limit gehen. Dazu stellen viele Tempo- und deutliche Richtungswechsel, bei denen die Pferde immer wieder aus ihrem Rhytmus geholt werden, allerhöchste Anforderungen an die Konzentration und die Leistungsfähigkeit der Paare.
Fazit: Der Einsatz von MIM Safe oder Pins sollte immer nur ein Restrisiko verringern im Sturzfall, insbesondere ja bei den gefährlichen Rotational Falls . Auf keinen Fall sollten sie aber dazu verleiten, immer schwierigere Kurse und Hinderniskomplexe zu bauen. Denn die Gesundheit von Pferd und Reiter sollte immer oberste Priorität haben.