24 Aug

Einen Rekord würde es am Sonntag, den 19. August 2012, mindestens geben. Das hatte man uns schon vorher angekündigt: nämlich einen Hitzerekord. Und wenigstens diesmal sollte der Wetterbericht Recht behalten. Das Thermometer zeigte 38° im Schatten, ganz Deutschland schwitzte. Aber was echte Sportler sind, die lassen sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil. Dieses Wochenende, an dem das Wetter sich endlich mal so benahm, wie man es im Sommer von ihm erwartet, hatte deutlich mehr zu bieten als ein meteorologisches Hoch. Es war das Wochenende des CDV Cup-Finales 2012 im Rahmen des CIC*/**-Vielseitigkeitsturniers in Bad Harzburg. Auf zehn Turnieren in ganz Deutschland konnte man sich im Rahmen einer L-Vielseitigkeit für die Endausscheidung qualifizieren. 13 der insgesamt 110 Paare (!) im CIC* waren zum Finale des CDV Cups angetreten, zwei davon mit zwei Pferden. Außerdem war das Turnier war zugleich die letzte Sichtung für die Europameisterschaften der Buschjunioren Anfang September in Strzegom, Polen. Da konnten sie gleich schon mal schauen, was sie im kommenden Jahr erwartet, wenn Bad Harzburg die Deutschen Juniorenmeisterschaften ausrichtet.
Das Turnier hat den Probelauf jedenfalls schon mal bestanden. „Die Strecke hier gehört zu den schönsten, die wir in Deutschland haben“, lobte Richter Fritz von Blottnitz den Kurs, und mit dieser Meinung stand er nicht alleine da. Start und Ziel waren auf der Rennbahn des Bad Harzburger Rennvereins. Dazwischen ging es hügelauf- und wieder -abwärts vor der Kulisse der bewaldeten Berge des Harzes. Das Veranstalterteam um den Vorsitzenden des gastgebenden VfV Bad Harzburg, Wolfgang Fieseler, hatte sich große Mühe gegeben bei der Gestaltung der Strecke. Dabei konnte man größtenteils auf Naturhindernisse zurückgreifen. Lediglich einige Stellteile steuerte der ebenfalls anwesende Bundestrainer Hans Melzer noch zusätzlich bei. Kein Sprung, der nicht mit Blumen dekoriert gewesen wäre, und auch an Verpflegungsstellen für die Zuschauer hatte man gedacht. Der Kurs des CIC* stellte die Reiter vor Herusforderungen. Wer nur ungern über Gräben springt, hat in Bad Harzburg schlechte Karten. Da gibt es sogar welche mit fließendem Wasser wie den Trakehner, der einigen Pferden gar nicht behagte. „Als Sichtung ist das hier bestens geeignet“, meinte Hans Melzer. „Denn in Strzegom gibt es auch viele Gräben.“ In Bad Harzburg verlangten auch die 75 Meter Höhenunterschied vom Start bis zu der höchsten Stelle an „Edels Fischteich“ den Pferden einiges an Kraft ab. Auch gab es einige Sprünge mit Hell-Dunkel-Effekten, bei denen es aufzupassen galt. Gut ein Drittel der Teilnehmer schieden im Gelände aus. Nicht jedoch die CDV Cup-Reiter. Sie erreichten allesamt das Ziel. Und bis auf eine Teilnehmerin, die vor dem Springen zurückziehen musste, weil ihr Pferd im Cross ein Eisen verloren hatte, konnten alle ihre von der Firma USG gestifteten Ehrenpreise aus der Hand der Vorsitzenden des Clubs Deutscher Vielseitigkeitsreiter, Nicole Sollorz, entgegennehmen.
Am besten unterwegs war Jeanette von Schiller mit Delektra. Die beiden gehören zum Reit- und Fahrverein Großenwiehe, wo auch Mannschaftsolympiasieger Peter Thomsen zuhause ist. Sie hatten sich in Hornsmühlen/Schleswig-Holstein für das Finale qualifiziert. In Bad Harzburg konnten sie sich in der CIC*-Wertung auf einem hervorragenden 14. Platz behaupten und waren damit Sieger des CDV Cups. Zu ihren 49,49 Strafpunkten in der Dressur kamen lediglich im Springparcours vier Fehlerpunkte für einen Abwurf hinzu. Mit den Herausforderungen im Gelände hatten die beiden gar keine Probleme. Dabei sind weder Pferd noch Reiterin besonders erfahren im Busch. Bis sie vor zwei Jahren in die Vielseitigkeit wechselte, war Jeanette von Schiller eine reine Dressurreiterin. Und auch das nur dann, wenn ihr ihre drei Kinder ihr Zeit zum Reiten ließen. Der Nachwuchs reitet nun selbst, und um ihre Jungs bei der Stange zu halten, wechselte Jeanette von Schiller die Disziplin. „Klingelreiten“ war wohl nicht spannend genug. Sie kaufte die damals fünfjährige Delektra, die ihrerseits erst bei ein paar Geländepferdeprüfungen im Einsatz gewesen war. Und dann ging es in den Busch. Wie erfolgreich die beiden sich innerhalb dieser kurzen Zeit zusammengerauft haben, war in Bad Harzburg gut zu erkennen. Die Geländestrecke ohne Hindernis- und Zeitstrafpunkte zu überwinden, war nicht vielen Reitern gelungen. So steckten am Sonntag zwei Schleifen an Delektras Trense, eine grüne für Platz 14 im CIC* und eine goldene für den Sieg im CDV-Cup. Wie alle CDV Cup-Platzierten überreichte die CDV-Vorsitzende Nicole Sollorz auch Jeanette von Schiller und Delektra einen Ehrenpreis, den die Firma USG gestiftet hatte: eine Siegerdecke. Außerdem wird die Künstlerin Kerstin Hoffmann ein Portrait der Stute anfertigen, welches Jeanette von Schiller im Rahmen des CDV-Balls im kommenden Februar nebst einer weiteren Ehrung in Empfang nehmen kann. Pläne für die kommende Saison gibt es jedoch vorläufig nur einen: Sohn Georg soll Delektra übernehmen. Bis dato wird er noch für Schleswig Holstein im Ponysattel reiten. Aber 2012 geht es dann aufs Großpferd, auf ein von Mama bestens vorbereitetes. Jeanette von Schiller selbst kann sich dann auf ihr eigenes Nachwuchspferd konzentrieren, eine Trakehnerstute, die derzeit ihre ersten Vielseitigkeitserfahrungen im in Geländepferdeprüfungen sammelt.
Kampf, kurzer Kopf würde man Jeanette von Schillers Sieg im Rennsport betiteln. Bis zum abschließenden Springen sah nämlich noch alles danach aus, dass die amtierende Deutsche Meisterin der Junioren den CDV Cup gewinnen würde, Merle Theres Neeth auf ihrer Vollblutstute Ave Artemis xx, genannt „Evi“. Der Vergleich mit dem Galoppsport ist umso passender, da die Stute tatsächlich in ihren jungen Jahren auf der Rennbahn in Berlin-Hoppegarten im Einsatz war. Da sie jedoch eine ausgeprägte Abneigung gegen die Startbox entwickelte, entschloss man sich, sie zu verkaufen. Das war ein Glück für Miriam Meier, die die Stute erwarb und zum Reitpferd umschulte. Vor zwei Jahren stellte sie sie dann Merle Neeth zur Verfügung, die wie die Siegerin für den Landesverband Schleswig-Holstein reitet. Schon im vergangenen Jahr waren die beiden bei „den Deutschen“ am Start und platzierten sich im Mittelfeld. In diesem Jahr gelang ihnen dann der ganz große Wurf bei der DM. Bis zum abschließenden Springen lagen die beiden zwar ganz gut im Rennen, aber noch nicht auf Goldkurs. Dann legten sie eine Nullrunde hin, während die vor ihnen Platzierten einige Abwürfe hatten. Und so galoppierten Merle und Evi am Ende an der Spitze der Ehrenrunde. „Ich konnte es gar nicht fassen. Ich habe geheult vor Freude“, erinnert sie sich an den großen Tag. In Bad Harzburg unterliefen ihr im Springen zwei ärgerliche Abwürfe, die sie in der Gesamtwertung des Turniers von Rang sieben auf Platz 17 (53,90 Minuspunkte) zurückwarfen und sie auch den Sieg im CDV Cup-Finale kosteten. Aber eine USG-Trense als Ehrenpreis für den Zweitplatzierten ist ja ein schöner Trost.
Noch knapper als zur Siegerin war der Abstand zwischen dem zweiten und dem dritten Platz. Mit seinem Dressurergebnis von 54,10 Minuspunkten war nämlich ein Reiter Merle dicht auf den Fersen, der als Junior und auch als Junger Reiter ebenfalls schon auf dem obersten Treppchen bei Deutschen Meisterschaften gestanden hat: Dr. Marc Dahlkamp. Inzwischen ist Dahlkamp 35 Jahre alt und führt zusammen mit seinem Bruder eine Tierarztpraxis. Im Vielseitigkeitssport war er in den vergangenen Jahren weniger aktiv. Mit seinem großrahmigen siebenjährigen Westfalenwallach Lege Artis hatte er sich mehr aufs Springen konzentriert und war dort bis zur Klasse M erfolgreich. „Ich dachte, er sei zu vorsichtig für den Busch“, erzählt er. Ausprobiert hat er es dennoch. Und siehe da, Lege Artis springt nicht nur im Parcours, sondern auch im Gelände vom Feinsten. Hindernis- und zeitfehlerfreie Gelände- und Parcoursrunden in Bad Harzburg sprechen für sich. Kein Wunder, hat er den Busch doch gewissermaßen mit der Muttermilch aufgesogen. Die Familie Dahlkamp hat ihn nämlich selbst gezogen aus einer Stute, mit der Marc früher sehr erfolgreich war. Der Ausflug nach Bad Harzburg endete für Dahlkamp und Lege Artis mit dem 18. Platz in der Gesamtwertung und dem dritten im CDV-Ranking. Dafür gab es ein neues Vorderzeug von USG.
Über den vierten Platz im CDV Cup und ein neues Lederhalfter konnte sich die einst im Ponysattel hoch erfolgreiche (u.a. Teilnahme an den Europameisterschaften) Leonie Kuhlmann auf Cascora freuen. Die beiden gehen für den RC Harbarnsen an den Start, wo die letzte Qualifikation für das CDV Cup-Finale stattfand. „Im Gelände läuft sie immer durch, nur Dressur müssen wir noch ein bisschen üben“, schmunzelte Leonie. Sonst wäre ganz sicher mehr drin gewesen, als Rang 21 in der Gesamtwertung. Die beiden kamen mit 54,40 Minuspunkten aus dem Viereck. Nur 1,2 Strafpunkte kamen im Gelände hinzu. Im Springen hatten sie sogar das zweitbeste Ergebnis aller Teilnehmer.
Platz fünf im CDV-Ranking und den 23. Rang der CIC*-Wertung sicherte sich mit 56,10 Minuspunkten die 19-jährige Schleswig-Holsteinische Kaderreiterin Tabea Johanna Henze mit ihrem wunderbaren Cross Rock, genannt Kevin. Der siebenjährige Holsteiner war fünfjährig bereits beim Bundeschampionat platziert. In diesem Jahr feierten die beiden diverse Erfolge, unter anderem auch beim CIC* im anspruchsvollen Gelände von Sahrendorf, so dass Kevin auch schon mal als das Schleifenpony im Stall tituliert wird. Wenn alles nach Plan läuft, geht er demnächst in Langenhagen seine erste Zwei-Sterne-Prüfung. Tabea Johanna Henze hätte mit Silver Johnnie noch ein zweites Eisen im Feuer, doch da der Schimmel nach dem Gelände an einer Stelle am Bein druckempfindlich war, zog sie ihn zurück. Für Platz fünf gab es ein Paar neuer USG-Ledergamaschen.
CDV Cup-Sechste und insgesamt 31. wurde mit 59,50 Strafpunkten Katja Meinecke mit ihrem schicken Schimmel Abington. Die beiden kennen sich praktisch seit Abingtons Geburt. Der Neunjährige entstammt aus der Anpaarung zweier Pferde, mit denen Katja bereits erfolgreich in M-Springen unterwegs war. Sie bekam Abington als Jährling, die beiden kennen sich in- und auswendig. „Er würde alles für mich tun“, ist Katja Meinecke sich sicher. „Bei uns stimmt einfach die Vertrauensbasis.“ Und so gab es eigentlich keinen Sprung, vor dem die 27-Jährige besonders große Angst hatte im Gelände. Wenn, dann vielleicht vor der Kombination 6 und 7, wo zwei schmale Elemente versetzt standen, die zum Vorbeilaufen einluden. Oder der ebenfalls schmale Sprung Nummer 21, der direkt auf einen steilen Abstieg vom Hügelland auf die Rasenfläche der Rennbahn folgte. Doch die Sorgen erwiesen sich zumindest bei Katja Meinecke und Abington als unbegründet. Andere Reiter hatten mit diesen technischen Elementen sehr wohl ihre Schwierigkeiten. Abington kann sich im Dressurviereck nun mit einer neuen Schabracke von USG sehen lassen.
Ein CDV-Frischling wurde Siebter, Anne-Kristin von Ehsen mit der selbst gezogenen, zehn Jahre alten Fame. Die beiden waren mit 54,50 Minuspunkten aus der Dressur in den Cross gegangen, meisterten hier souverän alle Klippen und kamen in der Zeit ins Ziel. Im Parcours gab es dann einen Abwurf und dazu noch vier Strafpunkte für Zeitüberschreitung, so dass unterm Strich 62,40 Minuspunkte zu Buche schlugen. Im CIC*-Ranking war dies der 35. Platz. Sie bekam eine praktische USG-Turniertasche, in der alle „TT-Utensilien“ Platz finden.
Platz acht ging an eine weitere Kaderreiterin aus dem hohen Holsteiner Norden: Finja Bliesemann mit dem selbst ausgebildeten Drecoll, einem siebenjährigen Holsteiner. Im vergangenen Jahr waren die beiden noch in A-Vielseitigkeiten unterwegs. Die Olympiasaison brachte den Aufstieg in die Klasse L mit sich. Bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften wurden sie hervorragende Achte, beim CIC* in Sahrendorf Dritte. Die Saison kann also als eine sehr erfolgreiche bezeichnet werden. Das mag zum Teil an Finjas positiver Einstellung liegen. Auf die Frage, welches sie als die größten Klippen des Bad Harzburger Geländekurses erachtet, meinte sie: „Da denke ich nicht drüber nach.“ Muss sie anscheinend auch nicht, denn auch so kam sie ohne jegliche Fehlerpunkte aus dem Cross. Acht Strafpunkte im Springen zusätzlich zu den 61,90 aus der Dressur bedeuteten in Summe 69,90 „Miese“ und Rang 43 in der Gesamtwertung. Als Ehrenpreis gab es einen großen Eimer Kühlgel von USG.
Hinter Finja Bliesemann reihte sich Veronique Zimmer aus der Vielseitigkeitshochburg Luhmühlen als Neunte ein. Mit Pedro und Mona Lisa hatte sie zwei Pferde am Start, die das Turnier beide in der Wertung beendeten. Leider ließ Pedro im Parcours drei Stangen mitgehen, sonst wäre deutlich mehr drin gewesen als Platz neun beim CDV-Cup und Rang 46 insgesamt mit 71,10 Strafpunkten. Für Mona Lisa wurde es insgesamt Platz 57 mit 80,30 Strafpunkten und Rang elf im CDV Cup. Die Stute patzte viermal im Parcours. Aber im Gelände war Veronique Zimmer mit beiden Pferden strafpunktfrei. Auch Veronique Zimmers Pferde kommen nun in den Genuss des USG-Kühlgels.
Hinter Pedro, aber noch vor Mona Lisa landete Dr. Friederike Dieckmanns El Bandito Negro. Die promovierte Agrarbiologin Dieckmann hatte den jetzt siebenjährigen Hannoveraner vor zwei Jahren beim Züchter entdeckt und als quasi rohes Pferd erwerben können. Gemeinsam haben sie sich über Geländepferdeprüfungen, in denen der El Bundy-Natiello xx-Sohn bereits hoch erfolgreich war, in den Vielseitigkeitssport vorgearbeitet. Das Talent wurde El Bandito Negro bereits beim Bundeschampionat bescheinigt, wo er sich fünfjährig im Mittelfeld behaupten konnte. In diesem Jahr war er in jeder Vielseitigkeit, die er ging, platziert. Nun auch in Bad Harzburg, wo er mit 75,90 Minuspunkten Zehnter der CDV-Cup-Wertung wurde und insgesamt 55. Im CIC* war er damit allerdings nicht mehr „im Geld“. Das Ziel für 2013? „Zwei-Sterne-Prüfungen!“ Dann ebenfalls mit praktischer USG-Turniertasche für alles, was man so braucht.
Leider auch nicht mehr platziert werden konnte Denise Scholten mit Pluspunkt. Die beiden waren beim CDV Cup-Finale startberechtigt, aber Pluspunkt verlor im Gelände ein Eisen und konnte zum Springen nicht mehr antreten. Macht nichts, der nächste CDV Cup kommt bestimmt und zwar schon im nächsten Jahr! Hier geht es zu den gesamten Ergebnissen des CIC*